Wenn die Sonne längst andere Teile der Erde bestrahlt, knallen kurze Laute durch die Nacht. Sind das Schüsse fragt man sich vielleicht? Nicht alle lauten Geräusche kann man sofort zuordnen. Die meisten jedoch kann man erahnen. Manchmal klingt es wie eine Metallwand, die umgefallen ist. Zuweilen ist es auch einfach nur ein Feuerwerk. Das kann man in der Regel auch noch visuell bestätigen.
Tags drauf kann man in einigen Portalen der sozialen Medien die Frage nachlesen: „Was hat da gestern so geknallt“ und zuweilen steht da auch die These, die sich selbstverständlich auch mir aufdrängt: „Waren das gestern Schüsse?“ Leider sind die Antworten darauf in der Regel wenig aufschlussreich und aus mir unerfindlichen Gründen in einigen Fällen sogar zynisch bis genervt.
Doch meinem Blick entgingen nicht die Patronenhülsen auf dem Boden in Zehlendorf-Süd. Die hohe Anzahl wunderte mich zwar immer, doch ist mein Schlaf womöglich tiefer. Bei den Patronenhülsen handelte es sich um Platzpatronen, was ich an der grünen Farbe ableitete. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass es sich um Platzpatronen für Pistolen handelt.
Der erste Verdacht fällt auf die Jagd nach Wildschweinen, die in der Gegend einer Löwin ähneln können. Der Witz wird wohl ein Dauerbrenner. Der Einsatz von Platzpatronen erscheint mir folgerichtig, da es gefährlich ist, in einem Wohngebiet scharfe Munition zu verwenden.
Wie es die Wildtierberatung darlegte, müsste man das Gelände großräumig absperren und Personal abstellen, diese Barrieren zu bewachen. In der Zeit dürfte niemand das Haus betreten oder verlassen, was aus rechtlicher Sicht die freundliche Mitwirkung der Anwohnenden und deren Besuch impliziere. Das Ganze müsste man soundso viele Tage vorher ankündigen und letztlich muss der Jäger oder die Jägerin für sich entscheiden, den Abzug zu tätigen. Der Einsatz von Platzpatronen würde die Tiere zumindest so sehr erschrecken, so mein Gedanke, dass sie den Platz erst mal meiden würden.
Tatsächlich, so die Wildtierberatung, werden auch diese Mittel in der Stadt genutzt, da eine tatsächliche Jagd aus genannten Gründen selten ist. Die Schüsse, die man nachts hört, dienen also ziemlich wahrscheinlich der Wildschweinvertreibung. Die Wildtierberatung bestätigte dies zwar, aber eine konkrete Auskunft wäre gar nicht möglich. Die Jäger*innen arbeiten autonom und gäben auch keine Rückmeldung, wann sie wo aktiv geworden sind.
Die Wildschweine, davon gibt es ja beispielsweise bei Youtube einige Darstellungen, haben die Scheu vor dem Menschen verloren. Die Rotten, die in unserem Hinterhof regelmäßig zu Besuch waren, trabten unaufgeregt neben mir ins Unterholz. Einige blieben gelegentlich stehen, um zu schauen, warum ich sie beäugte, doch nach wenigen Sekunden folgten sie ihrer Rotte. Ihr Refugium ist sicherlich zurückgegangen und gleichzeitig ist der Wildschwein-Bestand rund um Berlin stetig gewachsen.
Inzwischen hat Kleinmachnow ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Wildschweinbekämpfung vorgenommen. Den Auftakt machte eine „Drückjagd“, die Mitte November dieses Jahres stattfand. Im Wald zwischen Teltowkanal und Stolper Weg kamen den Jäger*innen 16 Wildschweine vor die Flinte.
Die Jagd ging mit einer Komplettsperrung des Areals einher und auch der Stolper Weg war gesperrt. Der nächste Schritt ist der Einsatz von Vergrämungsmitteln. Dabei handelt es sich um Duftstoffe, die diese Tiere sprichwörtlich nicht riechen können und sie so auf Distanz halten.
Es sind also ziemlich wahrscheinlich Schüsse, die man nachts hört. Doch genau kann ich es nicht bestätigen. Wie die Wildtierberatung es darstellte, kann darüber nur der Jäger oder die Jägerin Auskunft geben. Deren Kontaktdaten stehen aber nicht zur Verfügung.
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