„Rapunzel, lass Dein Haar herunter!“, kann man rufen, wenn man am Rapunzelturm im Grunewald steht. Doch aus dem hinter einem Zaun gesicherten Turm hört man kein Wort. Rapunzel lebt da schon mal nicht, aber warum steht der Turm da? Spoiler: Es ist ein Lost-Place.
Der Grunewald war in der Gründerzeit ein wichtiges Experimentierfeld. Auch die Signalübergabe war ein wichtiges Forschungsfeld, dem hier nachgegangen wurde. Überhaupt war der Wald rund um Berlin viel genutztes Terrain, wie man auch im Industriemuseum Teltow zu berichten weiß. Auch der Rapunzelturm diente der Forschung.
Er war Teil von insgesamt fünf Türmen, die sich durch den Wald zogen. Der Rapunzelturm, der im Jagen 13 liegt, ist als einziger erhalten geblieben. Der Turm wurde für die Technische Universität zu Berlin errichtet. Für die Vermessung der Gebiete, vor allem angesichts fehlender Grenzmarken, baute man Meßpunkte, die von Weitem zu sehen waren. Das zu üben gelangt im Grunewald mittels de Türme.
Vier der Türme wurden im Laufe der Geschichte wieder abgerissen, da sich die Technik änderte. Der Turm, dessen Schlüssel das nahe gelegene Forstamt hat, verlor seine Funktion. Da der Zustand des Turms schlecht ist, kann er auch nicht besichtigt werden. Derart steht auch sein Abriss möglicherweise bevor.
Der Name, da ist man in Berlin ja schnell erfinderisch, ist wohl der einsamen Position im Wald geschuldet. Der ehemalige Messturm 5 ist mit Efeu bewachsen und erscheint als ein verwunschenes Relikt anderer Zeiten. Allerdings kann man an der oktogonalen Bauweise und dem Ausguck mit Gitter entnehmen, dass es sich um keinen mittelalterlichen Bau handelt.
Rapunzel war im Märchen zwölf Jahre im Turm ohne Tür eingesperrt. Der Turm stand mitten im Wald. Einen Zugang zum Turm gibt es zwar, dieser ist jedoch hinter einem Zaun nicht zu erreichen. Daher finde ich den Namen Rapunzelturm recht zutreffend.
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