Südöstlich des Dorfkerns von Ruhlsdorf befindet sich ein kleines Waldstück. Es zieht sich hinab bis zur Landstraße 40, die man bereits von weitem hören kann. Das Wäldchen lockt mit Geschichte, mit Natur selbstverständlich und mit alten Gräbern. Denn dort liegt der alte Gutsfriedhof, der für die längste Zeit ein Lost Place war.
Man muss schon wissen, wo sich der Friedhof im Waldgebiet von Ruhlsdorf befindet, sonst läuft man womöglich achtlos daran vorbei. Der verlassene Gutsfriedhof liegt in der Nähe der Bernadotte-Linde, ein Stück Kriegsgeschichte der Region. Der Friedhof hat damit allerdings nichts zu tun.
Ruhlsdorf war ein Rittergut, das später auch als Gutspark bekannt wurde. Heute beheimatet der Gutshof mehrere Behörden und das Schweinemuseum.
Der Name Gutsfriedhof verleitet zur Annahme, dass es sich bei dem abgelegenen Platz um einen Jahrhunderte alten Gottesacker handelt. Doch dem ist nicht so. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Toten auf dem Kirchhof der Kirche Ruhlsdorf beigesetzt. Das implizierte zuvorderst die Adeligen des Ritterguts Ruhlsdorf. Auch das Grab der Eleonore von Stockheim liegt im Umfeld der Kirche. Allerdings lässt sich nicht mehr jedes Grab zuordnen.
Im Jahr 1907 gab es einen Streit zwischen dem Kirchenältesten und einem Bauern aus Ruhlsdorf, dessen Frau jüngst verstorben war. Er wollte seine Frau nicht auf dem Friedhof beisetzen, da das Grundwasser so hochstand, dass man die Toten quasi ins Wasser legen würde. Die Kirche bestand jedoch auf der Beisetzung des Kirchhofs, schon aus Ermangelung an Friedhöfen. Es kam zu einem Streitgespräch, in welchem der Kirchenälteste sich zu einer Beleidigung gegenüber des frischen Witwers hinreißen ließ. Selbst das oberste königlich-preußische Kirchengremium rügte die Wortwahl, die aber nicht überliefert ist.
Der hohe Grundwasserspiegel war auch der Grund, warum die Gräber auf dem Kirchhof Ruhlsdorf erhöht sind. Grabungen an der Kirche offenbarten den hohen Wasserstand, sodass man begann, die Gräber mit Sandaufschüttungen zu erhöhen. Das ist weniger verwunderlich, wenn man bedenkt, dass einst auf der anderen Seite der Kirche der Küsterteich lag.
Nachdem die Sandschüttung nicht den gewünschten Effekt hatte, wurde ein Bestattungsverbot ausgesprochen. 1910 löste man das Problem mit einem Gemeindefriedhof. Diese Geschichte fand der Heimatverein Ruhlsdorf heraus.
Für den Adel vom Gutshof legte man einen gesonderten Friedhof an. Der Gutsfriedhof von Ruhlsdorf entstand. Dort wurden noch bis in die 60er Jahre Menschen beerdigt, längst nicht mehr nur Adelige. Dort liegt übrigens auch der Leiter des Schweinezucht-Betriebs, der Direktor Müller, welcher als Büste vor dem Schweinemuseum steht.
Der Friedhof wurde seither nicht mehr genutzt und verfiel zu einem Lost Place. Die Einsamkeit und Straßennähe verleiteten leider einige dazu, ihren Müll in der Nähe abzuladen, deren Überreste man zuweilen noch vorfindet.
Bis vor wenigen Jahren war der Gutsfriedhof von Ruhlsdorf ein aufgegebener Platz, der von der Natur wieder in Besitz genommen wurde. Die Grabsteine waren umgefallen, einige von der Witterung zerstört. Das Areal war ohne einen Zaun ungeschützt und im Sommer vom Grün und im Winter vom Laub überzogen.
Inzwischen haben sich Freiwillige dieses Platzes angenommen und ihn wieder hergestellt. Ein Zaun hegt das Terrain ein und ein Weg führt von der Bernadotte-Linde dahin. Heute sieht der Friedhof aufgeräumt und gepflegt aus. Wie ich finde, hat er damit viel Charme eingebüßt. Doch es ist eben zuvorderst ein Platz des Gedenkens.
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