Heimatmuseum Teltow Eingang
Willkommen im ältesten Haus Teltows, hört man gelegentlich, wenn sich die Pforten zum Heimatmuseum öffnen. Die Räumlichkeiten sind also gut gewählt. Von freundlichen Menschen wird man durch das Museum geführt und erfährt interessante Details und persönliche Highlights. Vielen Dank an der Stelle nochmal für die nette Führung! Und es beherbergt ein Mysterium, das offenbar ungeklärt in die Geschichte eingehen muss. Oder wissen Sie mehr?
Im Jahr 1711 brannte die Stadt Teltow binnen vier Stunden fast bis zur Gänze nieder. Nur vier Häuser überlebten den Brandsturm, dieses Haus war nicht darunter. Nein, es wurde im Anschluss an den Brand neugebaut. Der Bauherr war Johann Christoff Bürger Bader. Bis 1926 war es ein Tabakladen, geführt von Franz Renner. Von 1965 bis 1980 diente es als Wohnhaus. Zur Instandsetzung nahm sich der Heimatverein des Hauses an, das in sehr schlechtem Zustand übernommen wurde und etablierte sich in seinen Mauern. Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Haus 1994 als Museum eröffnet.
Die Geschichte der Besiedlung Teltows reicht in die Bronzezeit zurück, aus der noch ein Armreif erhalten blieb. Am Stollenberg gab es Urnenfelder und trotz der Einäscherung wurden den Verstorbenen einige Gegenstände mitgegeben. Außerdem traten damalige Alltagsgegenstände zutage, wovon nur Scherben blieben.
Aus der Gründungszeit von Teltow gibt es ebenfalls Funde. Eine Holzbohle von 1207 wurde in der Erde gefunden. Die Analyse hat eine Fehlertoleranz von plus/minus zehn Jahren. Weitere Befestigungsreste fand man in einem früheren Graben, denn die Stadt war von einem Schutzwall umgeben. Das Stadtgebiet reichte von kurz vor der Jahnstraße im Osten bis kurz vor der Zehlendorfer Straße im Westen. Im Norden schloss sich der Schönower See an, im Süden begrenzte ein Wall auf der Höhe der Potsdamer Straße das Stadtgebiet.
Das Terrain war wohl gewählt, denn drumherum lag vor allem sumpfiges Bäke-Gebiet. Der Wallgraben war verdoppelt, um vor allem Slawen, aber auch die Wettiner (siehe Teltowkrieg) abzuwehren. Zur Befestigung dienten Eichen auf den Wällen, die 1720 gefällt wurden, als man die Wälle entfernte.
An einer Stelle fand Günter Duwe, das Gründungsmitglied des Vereins, Knochen und Zähne von Nutztieren. Denn Teltow war eine sogenannte Ackerbürgerstadt. Das bedeutet, dass Teltows Bürger Landwirte waren. Ihre Felder lagen innerhalb des befriedeten Bereichs. Die Tiere jedoch wurden am Zickenplatz gesammelt und auf die Hollandwiesen oder Buschwiesen geführt.
Im ausgehenden Mittelalter hinterließen die Stadtbewohnenden vor allem Weggeworfenes. Bei Bauarbeiten am Marktplatz fand man einen Brunnen, worin beispielsweise ein Henkelbecher die Jahrhunderte überdauerte.
Zur besseren Veranschaulichung der Stadtgeschichte steht ein wunderschönes Modell der Stadt im Museum. Mit viel Liebe zum Detail wurden alte Ansichtskarten und Bilder zur Rekonstruktion genutzt.
In den Jahren zwischen 1827 und 1842 war Teltow ein Manövergebiet. Alle fünf Jahre sammelte sich zu beiden Seiten des Teltow Sees das preußische Heer für ein Kriegsschauspiel, wie man es in kleiner Ausführung alljährlich noch in Großbeeren beobachten kann.
Nicht nur das Teltower Rübchen wurde in früheren Zeiten nebst Getreide angebaut, vor allem Leinen war wichtig. Die Waren wurden auf einem Markt angeboten. Ein Teltower Renaissance-Markt wird in einem Diorama nachgeahmt. Auch ein Kupferstich der Kirche von 1793 ist zu sehen. Die heutige Andreaskirche wurde 1810 gebaut, da sie wenige Jahre zuvor erneut brannte.
Im 19. Jahrhundert würde die Industrialisierung alles ändern. 1887 gründete sich die AG „Dampfstraßenbahn Groß-Lichterfelde-Seehof-Teltow“ hier an und 1888 startete die Dampfstraßenbahn nach Berlin. Mit dem Teltowkanal siedelte sich die Industrie an. Schon zwei Jahre vor der Eröffnung des Kanals, 1904 startete die Porzellanfabrik. Die Schleuse wurde mit Treidelbahnen ausgestattet, der Flughafen eröffnete. Es ging bergauf – bis zum Krieg. Im ersten Weltkrieg verzeichnete Teltow 155 Tote.
Der Industriestandort war angeschlagen, aber Teltow rappelte sich wieder auf. Ende der 1920er Jahren bot der Ort 2.000 Arbeitern einen Arbeitsplatz. Den auch die Biomalzfabrik, ein Asbestwerk sowie der Straßen- und Maschinenbau etablierte sich.
In der Küche spiegelt sich der Wandel, die voller bekannter und weniger bekannter Kochutensilien ist. Die Gerätschaften der Werkstätten jener Tage finden sich zwei Räume weiter. Besonders bemerkenswert sind eine Maschine, die aus einem Guss ist, und eine Kugellinse, die das schwache Glimmlicht des Schusters bündelt.
Musikinstrumente, darunter eine in einem Stock versteckte Geige, die Liebes-James-Bond-Geige zum überraschenden Handanhalten, sowie viele gut erhaltene Alltagsgegenstände des gesellschaftlichen Lebens sind im Heimatmuseum erhalten geblieben.
Das Heimatmuseum beherbergt außerdem ein Mysterium. Ein halber Skulpturenkopf steht in einer Vitrine. Er stand einfach eines Tages vor der Tür – ohne Angabe von Herkunft oder Bedeutung. Wer ihn abgab, wo er vorher stand und was es damit auf sich hat, ist ein Rätsel der Moderne. Wer sachdienliche Angaben machen kann, möge sich gerne an den Heimatverein Teltow wenden. Dort wäre man sehr dankbar. Ob es ein Schloss war oder eine Brücke, die dieser Kopf einst zierte – wer kann das sagen? Wer kann etwas zum Bruch des Steins sagen?
Zu Recht stolz ist der Heimatverein auf die Verlegung der Stolpersteine zum Gedenken an ermordete Jüdinnen und Juden in Teltow. Darunter ist prominent die Geschichte der Ernestine Gumpert, die in Auschwitz ermordet wurde. Aus der NS-Zeit stammen noch andere Geschichten und einige Devotionalien.
Ungewohnt sind die Ansichten auf Teltow aus dieser Zeit. Denn die mehrstöckigen Hausfassaden hätten von der Höhe auch in Berlin stehen können. Damals war Teltow von Berlin kaum zu unterscheiden. Am Ende der Bäckerstraße kann man noch einen Hauch davon erspähen. Die Rüstungsindustrie Teltow besiegelte die Bombenangriffe. Im Zweiten Weltkrieg verstarben 465 Menschen in Teltow und weite Teile der Altstadt standen in Schutt und Asche da.
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