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Siegesfest | Schlacht 1813 in Großbeeren

Regelmäßig erinnert man in Großbeeren an eine Schlacht, die sich am 23. August 1813 in Großbeeren ereignete: das Großbeeren Siegesfest.

Im 19. Jahrhundert tobten verschiedene Kriege in Brandenburg. Einer dieser Kriege war der „Befreiungskrieg“, dessen Entscheidungsschlacht bei Großbeeren stattfand.

Hintergrund der Schlacht bei Großbeeren

Es gab so viele Kriege im 18. Jahrhundert in Europa, dass sie in Überbegriffe und Unterbegriffe unterteilt werden. Bei der Schlacht von Großbeeren ging es um die Koalitionskriege. Genau genommen handelte es sich um den sechsten Koalitionskrieg und hierbei um die sogenannten „Befreiungskriege“. Innerhalb dieses sogenannten Befreiungskriegs kämpften die Koalitionäre: Großbritannien, Russland, Preußen, Schweden, Österreich und deutsche Kleinterritorien gegen Napoleons Grande Armee (Frankreich).

Der Hintergrund war, dass 1789 die Französische Revolution ausbrach. Es entstand eine Republik inmitten eines vom Adel dominierten Europas. Frankreich unter der Führung Napoleons wurde von den adeligen Ländern Europas als Bedrohung angesehen. Anfangs musste sich Napoleon wehren, doch vermutlich aus Größenwahn begann er einen Angriffskrieg. Der Feldherr Napoleon war zunächst recht siegreich und besetzte die deutschen Kleinstaaten oder traf Abkommen mit ihnen. Sein Erfolgskonzept bestand u. a. aus einer unkonventionellen Kriegsführung, neuer Waffentechnologie (verbesserte Schusswaffen und Artillerie) und Schnelligkeit.

Zunächst war er von den freiheitsliebenden Menschen erwartet worden, denn er versprach die Einführung republikanischer Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Diese Werte waren im Code Civil verbürgt, dessen Spuren sich auch im heutigen Gesetzbuch spiegeln. Die Menschen in Deutschland waren zu dem Zeitpunkt vom Adel geknechtet und unterdrückt worden. Doch als er sich selbst zum Kaiser erkor, drangsalierte Napoleon die Ideale der Französischen Revolution.

Mit dem Versprechen, den Bürgerinnen und Bürgern in deutschen Landen mehr Rechte einzuräumen, wurden die Menschen motiviert, sich gegen Napoleon aufzulehnen. Napoleon, der sich vom verlustreichen Russlandfeldzug auf dem Rückzug befand, wurde von den Koalitionären in Brandenburg vor dem Einmarsch in Berlin gestellt.

Schlacht bei Großbeeren

Es herrschte ein Waffenstillstand und Napoleon nutzte die Zeit, um seine Kräfte zu sammeln. Zusammen mit Sachsen stand Frankreich mit einem Heer von 75.000 Mann seinen Widersachern gegenüber: Preußen, Schweden und Russland. Diese Koalition versammelte 100.000 Mann.

Napoleon schickte sich an, Berlin einzunehmen, was ihm auf dem Weg nach Russland schon ein Mal gelang. Im August 1813 marschierte er von Luckau auf das nördlich gelegene Berlin zu. Zwei Tage vor der Entscheidungsschlacht bei Großbeeren stand Frankreichs Armee bereits rund 20 Kilometer vor den Toren der preußischen Hauptstadt.

Unter den deutschen Befehlshabern waren Personen wie von Bülow oder von Tauentzien, die man heute noch von Straßennamen kennt. Einer der schwedischen Generäle hieß Bernadotte, dessen Lager bei Ruhlsdorf, das zu Teltow gehört, lag. Erste Gefechte am 23. August 1813 gab es bei Blankenfelde und Jünsdorf, sodass General von Bülow Großbeeren besetzte, um die französische Armee zu stellen.

Bei dem Gefecht bei Blankenfelde kämpften Franzosen gegen Preußen. Die preußischen Truppen zogen sich aber wegen ausgebliebener Verstärkung zurück, denn es regnete stark an diesem Tag. Dessen ungeachtet waren Napoleons Truppen unter Generals Reynie am späten Nachmittag vor Großbeeren eingetroffen. Sie eröffneten das Kanonenfeuer, sodass die preußischen Truppen sich aus Großbeeren nach Heinersdorf zurückzogen. Großbeeren wurde von der französischen Armee eingenommen.

General von Bülow wollte dies wieder ändern und baute auf den Regen. Denn das Nass hinderte die Franzosen am Einsatz ihre verbesserten Musketen. Der Angriff war entgegen des Befehls des Oberkommandos geführt worden. Trotz der Kanonenschläge war es mehr ein Nahkampf. Preußen griff auf zwei Fronten an. Das Dorf Großbeeren war durch den Kampfeinsatz zerstört worden. Aber von Bülow konnte punkten, denn die zahlenmäßig unterlegene Grande Armee (Frankreich) zog sich zurück. Die französische Verstärkung in Form von Reitern versuchten das Blatt in der Nacht vergeblich zu wenden.

Die Koalition hatte damit gesiegt und die französische Armee war nachhaltig geschlagen, sodass sie sich weiter zurückziehen musste.

Siegesfest Großbeeren: Erinnerungen und Konsequenzen der Schlacht von Großbeeren 1813

An diese Schlacht erinnern viele Denkmäler und Plätze. Dazu zählen der Gedenkturm, die Gedenkpyramide, eine Gedenktafel, ein Denkmal in Großbeeren oder auch die sogenannte Bernadotte-Linde in der Nähe von Ruhlsdorf bei Teltow. Vor allem aber feiert der Ort Großbeeren jedes Jahr das Siegesfest mit historischen Aufzügen, mit Kanonen und einer Vielzahl von als Soldaten verkleideten Menschen, die die Schlacht in Teilen nachstellen.

Des Weiteren gibt es eine Kranzniederlegung im Gedenken an die Opfer des Krieges und ein buntes Bühnenprogramm sowie Fahrgeschäfte, Chorauftritte und einen Fackelumzug. Auch der Turm wird an jenen Tagen der Erinnerung für das Publikum geöffnet. Er ist aber auch unter dem Jahr regelmäßig zu betreten, jedoch ist er nicht immer offen. Außerdem findet ein Bülow-Gedenklauf statt, es gibt Livemusik, den Appell der historischen Truppen, Führungen und ein Kinderprogramm.

Als Napoleon geschlagen war und die deutschen Bürgerinnnen und Bürger nun ihre Bürgerrechte einforderten, wurden sie enttäuscht. Der Adel führte die „alte Ordnung“ wieder ein, der mit einem feudalen Leben der Adeligen einherging, und man schrieb sich den Kampf gegen Demokratie und Bürgerrechte auf die Fahnen. Auch die erhoffte Einheit Deutschlands wurde auf dem Wiener Kongress 1814/15 nicht vollzogen. Weiterhin gab es Kleinstaaterei und Unterdrückung. Der Deutsche oder später auch Einingungskrieg benannte Konflikt führte nach dem Sieg über Frankreich 1871 zur deutschen Vereinigung mit dem preußischen König an der Spitze. Ein Coup des damaligen Kanzlers Bismarck.

meister

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    • Ich bin bei jedem Schuss der Kanonen zusammen geschreckt - und nicht nur ich. Ich versteh auch nicht, warum man Hunde oder Kleinkinder mitnehmen kann. Das ist echt zu laut für die

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