Immer mehr Berliner Kneipen und Einrichtungen können die Pacht nicht mehr erwirtschaften. Nicht nur das Wohnen ist in Berlin zu einem Brennpunkt geworden, auch die Gewerbetreibenden fallen der Immobilienspekulation zum Opfer. Während die Immobilienpreise als Spielball der Investitionen explodieren, verlieren die Menschen ihre Anlaufpunkte. Das Café Anneliese war ein derartiges Beispiel in Zehlendorf.
Aber auch in anderen Ecken von West-Berlin werden die altbekannten Institutionen angezählt. Dazu gehörte auch das Mommsen-Eck. Die Kneipe überdauerte Weltkriege, Wirtschaftskrisen und zuletzt sogar die Corona-Pandemie. Aber dem Anstieg der Immobilienpreise konnte diese spezielle Kneipe nichts entgegensetzen. Sehr vermutlich kann man mehr aus der Immobilie herausholen. Nur Berlin und seine Einwohnenden verlieren dabei mehr als ein Stück Geschichte – ein Stück Heimat.
Auf der Homepage der ehemaligen Kneipe heißt es „Eine lange Tradition geht zu Ende“, und tatsächlich stand das Mommsen-Eck an dieser Stelle seit 1905. Zu seinem hochkarätigen Publikum gehörten die Stars und Sternchen der Nachrkriegszeit. Horst Buchholz war hier genauso Gast wie Hildegard Knef oder Joachim Fuchsberger. Außerdem war es ein Treffpunkt der Kultur. In dem Mommsen-Eck saßen Sigmund Freud, Franz Kafka, Wassily Kandinsky, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Heinrich Böll oder Rudi Carrell. Auch die Politikprominenz schätzte die Atmosphäre des kneipischen Urgesteins: Ernst Reuter, Willi Brandt und nicht zuletzt auch Rudi Dutschke. Eine umfängliche Liste steht auf der Homepage der ehemaligen Kneipe.
Zum Ende des Aprils 2023 schloss das Mommsen-Eck seine Pforten das letzte Mal. Das Haus, das viele unterschiedliche Biersorten anbot, wird auch wegen der Atmosphäre fehlen, die die Historie Berlins atmete. Ein weiteres Stück des traditionellen Berlins ist gestorben und leider werden weitere folgen.
Urheber der Bilder ist Dietmar W! Mietzner
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Ein guter Beitrag und auch gute Fotos!
Dankeschön!