Im 12. Jahrhundert kamen die Deutschen und siedelten auf slawischem Gebiet. Meist siedelten sie in den slawischen Dörfern. In unserer Gegend war das beispielsweise am Schlachtensee oder im heutigen Düppel. Bald aber strukturierte man die Siedlungen um und neue Orte wurden gegründet. Das Dorf Zehlendorf war eine solche Neusiedlung, deren Hintergrund praktischer Natur war.
Vor dem Hintergrund der weit versprengten Ländereien des Zisterzienserklosters in Lehnin brauchte es eine Raststätte, um die entfernteren Gebiete zu erreichen. Die Wahl fiel im Jahr 1200 auf eine Anhöhe, wo sich heute der Teltower Damm und die Berliner Straße kreuzen. Es brauchte eine Zwischenstation für beispielsweise den Weg zu einer Passage über die Spree, um zu den klösterlichen Besitzungen im Barnim zu gelangen.
Im Hochmittelalter entstanden die ersten Ortschaften vom Reißbrett. Das äußerte sich auch an einer abgesteckten, also gerade verlaufenden Fläche. Das kann man in Zehlendorf, das als Angerdorf begann, noch ausmachen.
Die Gründung Zehlendorfs geht, anders als bei vielen anderen Siedlungen in der Gegend, nicht mit einer Vertreibung der Einheimischen einher. Denn das Gelände war vor 1200 kein Siedlungsgebiet. Von der Verbindung und den Rohstoffen wie Holz und Fischfang erhoffte man sich einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Zehlendorfs erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1242, als die Mönche ein Interesse gegenüber den besitzenden Markgrafen von Brandenburg anmeldeten und Cedelendorp für 300 Silbermark auch erwarben. Der Name ist übrigens eine Mischform aus dem slawischen „Sedl“ und dem deutschen -dorp für Dorf, was sinngemäß Siedlungsdorf heißt.
Der Anger, um den die Häuser errichtet wurden, verlief von Südwesten nach Nordosten. Bis hier eine Durchreisestation für Mönche etabliert wurde, verlief der Weg der Mönche von Teltow nach Spandau am Schlachtensee vorbei. Mit der Gründung von Zehlendorf entsteht der Verkehrsweg, der heute als Teltower Damm und Clayallee bekannt ist. Das Eckhaus der Kreuzung Teltower Damm und Berliner Straße dürfte eines der ältesten Häuser Zehlendorfs sein. Dort stand früher der sogenannte ‚Erbbaukrug‘, welcher im Ursprung von den Mönchen stammte.
Die Mönche bauten sich hier eine Raststätte. Die kamen von Kleinmachnow über die heutige Machnower Straße zum Eingang von Zehlendorf. Hinter den S-Bahn-Schienen betrat man das ursprüngliche Zehlendorf. Das Dorf erstreckte sich dann bis zur Höhe Scharfestraße, mit dem Anger im Zentrum. Der Weg über die Berliner Straße führte die Mönche zum ursprünglichen Marktplatz von Cölln, der später der Sitz des kurfürstlichen Schlosses an der Spree im heutigen Berlin-Mitte war.
Der Dorfanger Zehlendorfs besaß zwei Teiche als Viehtränke, denn Zehlendorf war eine landwirtschaftliche Gemeinde. Außerdem weidete das Vieh auf dem Anger, wo Bäume zudem für Schatten sorgten. Der Anger war mit 70 Metern recht breit und in der Länge maß er 500 Meter. Es war nicht nur der zentrale Dorfkern, sondern auch der Festplatz und der Versammlungsort.
Die erste Dorfkirche von Zehlendorf soll 1264 entstanden sein und war wohl eine Kirche mit kleinem Anbau (Apsis) aus Feldsteinquadern. Andere Quellen sprechen von einem Bau der Reformation. Vielleicht war es eine spätere Variante desselben Gotteshauses? An der Front wurde ein Turm ohne Spitze angesetzt. Der Bau existierte bis zum Siebenjährigen Krieg in der Mitte des 18. Jahrhunderts, der auch den Grund für das Ende des einstigen Gotteshauses darstellte. Die heutige Dorfkirche entstand danach.
Im Jahr 1375 maß Zehlendorf 50 Hufen, was in etwa 3,75 Quadratkilometer (375 Hektar) Fläche einnimmt. Der Pfarrer besaß vier und der Lehnschulze (mittelalterlicher Bürgermeister von klösterlichen Gnaden) nannte drei Hufen sein Eigen, die sich an der Stelle des heutigen Standesamts befanden. Neben der Gastwirtschaft und einer Wassermühle verwaltete Zehlendorf die Fischereirechte am Schlachtensee und der Krummen Lanke. Die Abgaben und Steuern teilte sich das Kloster mit dem Kurfürsten. Erst die Reformation beendet die Herrschaft des Klosters Lehnin und es beginnt die Herrschaft des Kurfürsten über Zehlendorf.
Eine Plage des 15. Jahrhundert für die Mark Brandenburg im Allgemeinen und für Zehlendorf im Speziellen waren Raubritter. Zehlendorf sei, so eine Beschwerde des Klosterabts in Lehnin 1420, Ende September von den Rittern von Wettin, von Trotte und von Trebbin überfallen worden. Es wurden 19 Pferde, Hausrat und Geld entwendet. Auch Güterfelde (Gütergotz) wurde von den Herren um einige Tiere erleichtert.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebte in Zehlendorf kein Mensch mehr. Wer nicht an Kriegseinwirkungen, Hunger oder Krankheit aus dem Leben gerissen wurde, zog aus Zehlendorf weg. Es blieb nicht lange wüst, aber der Siebenjährige Krieg ließ halb Zehlendorf verwüstet zurück. Es entstand Neu-Zehlendorf und ab dem 19. Jahrhundert fand die Separation statt. Das meint die Aufgabe der Ständeordnung und die Privatisierung des Geländes, sodass auch die Leibeigenschaft aufgehoben wurde. Im Zuge der Kriege mit dem napoleonischen Frankreich, die sogenannten Befreiungskriege, wurde Zehlendorf 1806 geplündert. Genau wie vier Jahre später kam es zu einer dramatischen Feuersbrunst, wobei das Feuer des Jahres 1810 von Dieben gelegt wurde.
Mit dem Ausbau der Achse Berlin und Potsdam mit der Chaussee 1792 rückte Zehlendorf wieder in den Fokus des königlichen Preußens. Der Verkehrsweg führt mitten durch den Zehlendorfer Anger und zerteilt ihn. Auch die Eisenbahn wird Zehlendorf bald erreichen.
Es begann allmählich die sogenannte Gründerzeit, in der die industrielle Revolution technische Sprünge erlaubte. Die Zeit der Landwirtschaft endete und der Dorfanger von Zehlendorf wurde umfunktioniert. Eine Viehtränke wurde zum Teich und das andere Gewässer wurde dem Straßenbau geopfert. Der Anger selbst wurde zum Park. Der Parkteich verschwand übrigens auf Anordnung der US-amerikanischen Befehlshaber nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der Gefahr der Ausbreitung des Malariaerregers. Im Jahr 1920 wurde Zehlendorf ein Teil von Groß-Berlin.
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