Die Kirche stellt das älteste Gebäude der Ortschaft dar und bietet dabei einiges an Geschichte und an Geschichten auf. So bargen die Mauern eine Mumie, einen Geist und der Teufel half beim Bau der Feldsteinkirche.
Das Dorf Diedersdorf dürfte im Zuge der Ostkolonialisierung so um 1200 entstanden sein. Die erste Erwähnung des Orts findet sich im Jahr 1375. Hier gehts zur ausführlicheren Geschichte von Diedersdorf. Der Name referiert auf eine Person namens Dieter. Die Erwähnung geht mit einer Bestandsaufnahme einher. Das Dorf maß 53 Hufen, wovon drei dem Pfarrer zustanden. Die Herrschaft über Diedersdorf wurde zuerst vom Hochstift-, dann von der Mark Brandenburg als Lehen vergeben und hatte verschiedene Herren. Darunter die Familie Boytin (Bettin), die Bademer oder der Adel von Thümen.
Mit der Christianisierung wurden selbstverständlich auch Kirchen errichtet. Sie gehörten zu den ersten steinernen Gebäuden und stellen daher oftmals die ältesten Gebäude in den Ortschaften dar. So verhält es sich auch in Diedersdorf. Diese Kirche wurde vermutlich im 13. oder 14. Jahrhundert als rechteckige Kirche errichtet. Damals gab es einen Zugang im Westen und eine Priesterpforte im Süden. Die Feldsteinkirchen sind typisch für die Kirchen des Hochmittelalters in dieser Region.
Zur Frage des genauen Baujahrs bleiben die Urkunden still. Aus der Art der Bauweise geht man allerdings von einem späteren Baujahr aus. Die Sichtbarkeit von Steinen im Putz und die unregelmäßige Mauerwerksausführung sprechen gegen einen frühgotischen Bau. Daher fällt das Gewicht mehr in Richtung 14. Jahrhundert, die Zeit der Spätgotik.
Mit der Reformation wird die Kirche umgebaut. Was genau gemacht wurde, bleibt unerwähnt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die katholischen Zeichen (Weihekreuz oder Heiligendarstellungen) verschwanden.
Die Unversöhnbarkeit der Konfessionen führte dann zu einer Machtverschiebung, die im Dreißigjährigen Krieg mündete. In dieser Zeit wurden ganze Landstriche verwüstet und geplündert. Auch die Kirche Diedersdorf traf die Wucht des Kriegs im Jahr 1637 durch die Truppen des Kaisers, dessen Ziel die Rekatholisierung war.
Wann sie wieder in Schuss gebracht wurde, ist unklar. Aber zwei Jahre nachdem Friedrich von Thümen das Rittergut übernahm, wurde im Jahr 1654 die Kirche erweitert. Dafür hat er sich in der heutigen Sakristei eine Gruft geschaffen, wovon sein Grabstein zeugt. In dieser Zeit wurden auch neue Fenster eingezogen und die Mauern um einen Meter angehoben. Darauf deutet auch ein Fenster in der Ostwand, das relativ tief angesetzt wurde.
Der Turm wurde zwischen 1710 und 1712 an der Westfront hinzugefügt, wofür man Ziegelmauersteine und Eckquader nahm. Darin wurde eine Glocke von 1592 eingesetzt, an deren Mantel ein Relief St. Georgs zu Pferde zu sehen war. Die Maueröffnungen sind Schallfenster für die Glocke. Früher zierte eine Windfahne den Turm, worauf die Jahreszahl 1711 und die Initialen und das Wappen des Adels von Marwitz zu sehen waren, welcher Diedersdorf ab 1700 zu Lehen hatte. Die von Marwitz ließen auch die Herrschaftslaube anbauen.
Im 19. Jahrhundert wurden umfangreiche Renovierungen vorgenommen. Das betraf 1803 das Dach, die Außenmauer und die Umgebungsmauer. Der Turm folgte 1826 mit einer neuen Spitze. Das plante der Berliner Bauinspektor Schramm. Im Jahr 1848 wurde die Herrschaftslaube erweitert, neu eingedeckt und der Anbau erhielt ein vergittertes Fenster. Die Kirche selbst erhielt eine Giebeldecke und neues Inventar. Aus der Zeit der Spätgotik verblieben beispielsweise die schmiede-eisernen Beschläge der Doppeltür. 1897 wurde die Turmkugel vergoldet, ein Jahr später der Außenputz erneuert und drei Jahre später, 1901, erhielt die Kirche vom Gutsherrn Carl Liebmann Teppiche und Vorhänge. In jährlicher Abfolge gab es neue Einrichtungen wie Ofen, Gestühl oder Boden.
Im Jahr 1939 wurde die Laube zugemauert und eine Heizung eingezogen. Die damaligen Gutsherren mussten ihre Toten daher außerhalb der Kirche beerdigen. Die Zeit der großen Renovierungen war zunächst vorbei. Im Jahr 1975 wurde das Läuten der Glocken wegen der Einsturzgefahr untersagt. Ein Jahr später wurde die gesamte Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt.
In Kooperation mit der Gemeinde Berlin-Schlachtensee wurden Finanzierungsquellen gefunden, sodass die Kirche von den Männern und Frauen aus Diedersdorf zwischen 1976 und 1980 umfassend saniert wurde. Dazu zählten der Turm, das Dach, die Fenster, das Gestühl, die Elektrik und eine elektrische Glocke. Der Putz der Kirche war damals grau.
Im Inneren nahm man außerdem zahlreiche Veränderungen vor. Die Empore wurde verkürzt, die Buchholzorgel wurde entfernt, eine Glaswand vor dem Vorraum eingezogen und der Altarraum mit der alten Kanzel erfuhr eine Neugestaltung. Das Holzkreuz hinter dem Altar ist von 1987. Auch der Friedhof wurde verändert und Grabkreuze des 18. und 19. Jahrhundert aufgestellt. Diese Bauarbeiten wurden dokumentiert. Die Einweihung erfolgte am 20. Oktober 1980.
Nach der Wende wurde wieder kräftig renoviert, was durch einen Verein gewährleistet wurde. Der Turmhelm wurde 1996 abgenommen und 1999 gab es einen neuen Turm. Im Jahr 2000 erhielt die Fassade einen weißen Putz. Der Verein der Kirche Diedersdorf löste sich 2002 auf.
Die Ausstattung der Kirche ist relativ modern. So ist der Altar oder das Holzkreuz noch keine 100 Jahre alt. Im Chor befinden sich noch die Kanzel und das Taufbecken aus dem 19. Jahrhundert.
Ein Ölgemälde in der Kirche stellt das Juwel unter den Kunstwerken dar. Es stammt aus dem Jahr 1640 und wurde vom Künstler Abraham Bloemaert aus den Niederlanden gemalt. Seine Werke stehen auch im Louvre in Paris. Der Name des Kunstwerks lautet: „Anbetung eines Hirten“. Es zeigt einige Personen und Engel. Dazu zählt die heilige Familie mit Jesus in der Krippe, einen Ochsen sowie einen knienden Hirten.
Das Epitaph in der Sakristei erinnert an und zeigt den Gutsherrn von Thümen in einer Rüstung. In den Ecken sind neben dem Thümen-Wappen, auch jene der Adelshäuser Boytin, Rochow und Hake zu sehen.
Früher fanden sich in der Kirche auch ein Kelch aus dem Jahr 1589 und eine Weinkanne von 1593. Beides war aus vergoldetem Silber gefertigt. Der Kelch maß 22 Zentimeter, war von Engelsköpfen geziert und unter seinem Fuß war das Datum und das Gewicht eingeprägt. Außerdem waren das Wappen der von Boytin und Beeren zu sehen. Der Kelch hatte einen Knauf, an dessen Seite sich ebenfalls Engelsköpfe befanden. Außerdem gab es Verzierungen in Form von Kreuzblumen darauf. Die Kanne war 18 Zentimeter hoch und von konischer Form mit Deckel, Henkel und Ausguss. Im Blattkranz auf dem Deckel waren die Initialen und Wappen des Adels von Beeren und Bettin, sowie die Jahreszahl 1593 eingraviert. Das Gelenk war mit Meerjungfrauen und der Henkel mit Engeln und Frauen verziert.
Auch die alten Weihekreuze, die mutmaßlich während der Reformation übermalt wurden, sind wieder zu sehen. Die Wappen derer von Marwitz, von Dewitz und von Sydow dominierten früher den Anbau.
Unter allen Gegenständen ist aber eine alte Schatztruhe besonders mysteriös. Die Kiste ist mit Teufelsköpfen, Vögeln und Blumen verziert. Das Schlüsselloch der Truhe befindet sich oben. Niemand kann sagen, wann oder warum sie in die Kirche kam. Auch der Inhalt der geheimnisvollen Kiste wurde nicht überliefert. Vielleicht waren es die goldenen Gefäße? Vielleicht waren es aber auch die Steine mit den Hundetrappen des Teufels. Dazu jetzt mehr:
Um die Kirche Diedersdorf ranken sich zwei Legenden. Eine über den Teufel, der beim Bau geholfen haben soll, und eine über einen hartherzigen Gutsherrn mit Namen Bandemer, der auch Bandemeier genannt wurde. Doch die Geschichte der Mumie ist wahr.
Im Jahr 1934 wurde ein mumifizierter Leichnam in der Gruft der Kirche gefunden. Es waren die äußerst gut erhaltenen Überreste der 1790 verstorbenen Frau von Bademer, Amalie Frederique Köppen. Wie konnte sich der Körper der Frau so lange erhalten? Diese Frage stellte man sich im ganzen Land und natürlich auch in Berlin. Es lag tatsächlich an der Beschaffenheit der Umgebung und hatte keine übernatürlichen Hintergründe. Doch die Gerüchte darum fanden Nährboden in der Legende des späteren Gutsherrn Bandemer.
Die Legende vom „ollen Bandemeier“ referiert auf den 1848 verstorbenen Gutsherrn des Ritterguts Diedersdorf, das heute als Schloss Diedersdorf bekannt ist. Ernst Friedrich Wilhelm von Bandemer, so sein Name, errichtete das Gut Diedersdorf in seinem heutigen Aussehen. Er war preußischer Offizier, Landrat und Ritter des Ordens Pur le Mérite. Als Soldat erfuhr er einige Auszeichnungen und schied dann wegen einer Heeresreduktion 1793 aus dem Militärdienst aus. Anschließend war er Landrat im Kreis Teltow und auch das Gut Osdorf soll ihm ab 1795 unterstanden haben. Er war offenbar ein recht herrischer Gutsleiter und Hartherzigkeit wird ihm nachgesagt. Er starb 1848 und wurde in der Gruft der Kirche Diedersdorf beigesetzt. Von einer Unruhe geplagt, soll der olle Bandemeier allnächtlich von den Toten auferstehen. Nur er kennt den geheimen Gang, der unterirdisch von der Gruft in der Kirche zum Gutshaus führt. Dort hatte der Geist sein eigenes Zimmer, das ihm reserviert blieb. Dieses Arrangement hat wohl nicht überdauert. Nicht nur der Adel der Jahrhunderte davor, auch seine Frau und Kinder wurden in der Gruft beigesetzt.
Die Legende des Teufels, der beim Bau der Kirche Diedersdorf half, ist nicht überraschend. Einige Kirchen in der Umgebung weisen eine Teufelsgeschichte auf, so auch die Kirche von Ruhlsdorf. Kirchen mit ihren Feldsteinwänden waren für die meisten Menschen, die im Mittelalter in Lehm- und Holzhütten lebten, ein Wunder der Architektur.
Waren erst mal ein paar Generationen ins Land gezogen, verlor sich die Erkenntnis der Erbauung. Womöglich konnten die damaligen Zeitgenossen sich nicht vorstellen, dass Menschen das geschaffen haben. Nicht wenige sollen ihren Erbauern daher übernatürliche Hilfe angedichtet haben.
In Diedersdorf soll der Teufel höchstpersönlich beim Bau behilflich gewesen sein. Der Legende nach ging der Baumeister auf das teuflische Angebot ein, die Kirche schnell aufzubauen. Der Teufel forderte im Gegenzug die Seele eines Kirchenbesuchers. Die erste Seele, die das Gotteshaus nach der Fertigstellung betreten würde, sollte Satan gehören.
Doch die Baumeister der damaligen Zeit hatten eine List angewandt. Als der Kirchenbau vollendet war, schickte man anstatt eines Menschen eine Katze, eine Ziege oder einen Hund hinein. Der Teufel lauerte im Dunkel der Gemäuer und bemächtigte sich der armen Kreatur. An der Stelle, an der sich der Teufel die Seele krallte, an der Stelle waren die Abdrücke des Lebewesens in den Boden eingelassen. Andere Stimmen sagen, die Abdrücke dienen der Erinnerung an das Teufelsopfer. In Diedersdorf war es ein Hund, der vom Teufel mitgenommen wurde.
Diese tierischen Abdrücke wurden bei Umbauarbeiten wieder verwendet, damit der Teufel sieht, dass er sein Opfer bereits erhalten hatte. Diese Steine wurden über Jahrhunderte wiederverwendet. Noch heute finden sich die sogenannten Hundetrappen in der Nähe der Kanzel. Genau dort, wo sich der Eingang zur Sakristei befindet. Die Spuren wurden in Fliesen eingelassen und vermutlich zwischen den Jahren 1976 und 1980 eingesetzt. Sie haben wahrscheinlich die Originalziegel ersetzt.
In den Sommermonaten kann man die Kirche an Feier- und Sonntagnachmittagen besuchen.
KgU ist ein besonderes Kürzel der Spionagetätigkeit des Kalten Kriegs. Einst genoss diese Organisation großes…
Der kleine Ort Sputendorf liegt rund fünf Kilometer südlich von Stahnsdorf, deren Gemeinde es auch…
Warum die Bücher des Standesamts die Initialzündung der Bevölkerungsstatistik sind und über die Geschichte der…
Das Teltower-Rübchen-Bild und ich. Eine Anekdote über den Artikel zum Rübchen, wie sie nur das…
Die Renaissance des Teltower Rübchens nach dem Zweiten Weltkrieg gelang dank des Einsatzes des Teltower…
Wenn die Weihnachtsmärkte beginnen, wird das Weihnachtsfeeling geweckt. Und es geht los! Die besinnliche Adventszeit…