Kleinmachnow, idyllisch gelegen zwischen dem spitz zulaufenden Düppler Forst über die Schwingungen des Teltowkanals und dem kussmundförmigen Machnower See bis zur fast rechteckigen Grenze zu Berlin. Wann begann die Besiedlung des Orts? Wie verlief seine Geschichte und warum ist es Klein-Machnow? Die Geschichte des Orts von der Steinzeit bis zur Postwendezeit, und es war immer ein beliebter Ort für die Menschen, sich kurz- oder langfristig niederzulassen.
Schon in der Mittelsteinzeit, davon erzählen Ausgrabungsfunde, lagerten Menschen in dieser Gegend. Sowohl in Stahnsdorf als auch in Kleinmachnow und auf der Berliner Seite des Buschgrabens wurde man fündig. Einige Keramiken und Beile stammen aus einer Zeit um 3.000 vor Christus.
Ob die alten Germanen sich hier vor dem 4. Jahrhundert nach Beginn unserer Zeitrechnung etablierten, bleibt ein Rätsel. Was man fand, war beispielsweise eine römische Münze in Teltow. Vermutlich wurde das Geld auf der Durchreise verloren, da Siedlungsfunde rar sind. Römer und Germanen trieben also Handel und ein Handelsweg führte durch Kleinmachnow, wo es den einzigen natürlichen Bäkeübergang gab. Aber die Fundlage ist mager.
Fassbar wird Kleinmachnow erst mit den Slawen, was sich am Namen ausdrückt. Der Name Machnow hat sich aus dem slawischen Mucho entwickelt, was wohl für das feuchtweiche Moos steht. Die Slawen, möglicherweise die Heveller, bauten ihre Häuser hier auf Pfähle, um der Feuchtigkeit zu entgehen. Auch diese Kultur errichtete an der Stelle vermutlich eine Befestigung, um den Übergang über das damals mutmaßlich Telte genannte Gewässer zu kontrollieren. Schließlich grenzte das hevellische Kleinmachnow an das Gebiet des Stamms der Sprewanen, die den hevellischen Slawen nicht immer friedlich gegenüberstanden. Kleinmachnow hatte mit dem Übergang über die Bäke eine geografisch-militärische Bewandtnis.
Dann kamen die deutschen Eroberer in Form der Askanier und kolonialisierten das einst slawische Gebiet, das sie zunächst militärisch unterwarfen. Noch im Mittelalter fand sich in Kleinmachnow der einzige Übergang über die Bäke. Dieser Übergang war gewiss eine gute Einnahmequelle. Bis ins 15. Jahrhundert war der Bäkeübergang von Kleinmachnow von enormer Bedeutung.
Aus der Zeit des Hochmittelalters fand man vor allem Scherben, sowohl in der Machart der Slawen als auch der Deutschen. Und es gibt Kleinmachnows erste urkundliche Erwähnung als „Parva Machenow“ im Jahr 1375 in der Bestandsaufnahme des Kaisers Karl IV. Parva bedeutet klein und diesen Zusatz erhielt man einfach zur Unterscheidung von anderen Machnows in der Gegend. Neben Kleinmachnow kommt in den Urkunden auch Sand-Machenow oder Machnow auf dem Sande vor. Der Namenshintergrund dürfte sich im Geschiebemergel, der gemeinhin als märkischer Sand bezeichnet wird, auf der Hochfläche Teltow finden und stammt aus der Eiszeit.
Zur Sicherung des Übergangs erbauten die Askanier bereits zu Beginn eine Burg an der Stelle und nicht auf dem Seeberg, wo die heutige Hakeburg steht. Die Originalburg stand in der Nähe der Kirche und war zu Beginn der deutschen Herrschaft im 12. Jahrhundert vermutlich aus Holz erbaut worden.
In welchem Jahr die Holzburg einer steinernen Burg wich, ist ungeklärt. Noch im 14. Jahrhundert gab es eine Instandsetzung der alten Burg, wobei es keine Überlieferungen zur ihrer Gestalt gibt. Im 16. Jahrhundert war sie aber aus Stein.
Ein Knüppeldamm, also ein mit Hölzern gesicherter Übergang über das morastige Gewässer, führte an dieser Burg vorbei. Der gesamte Handel zwischen Leipzig und Spandau über Saarmund musste Kleinmachnow passieren. Es ist also anzunehmen, dass man davon profitierte.
Diese glückliche Position verlor Kleinmachnow, der Ortsname war damals Lutken Machenow, im Jahr 1470. Der Kurfürst zog nach Berlin und ließ neue Übergänge bauen, allerdings nahm gleichsam der Verkehr zu. Der Bäkezoll blieb dem Ort jedoch bis zum Jahr 1818 erhalten. Wer den Übergang nutzen wollte, bezahlte an der Mühle. Dabei handelte es sich um eine Wassermühle, welche direkt an der Bäke lag. Die Burganlage folgte dem heutigen Zehlendorfer Damm durch die Senke.
1598 wurde die Dorfkirche eingeweiht und Machnow uffn Sande sind die Dörfer Stahnsdorf, Sputendorf und Heinersdorf zugeordnet. Im Dreißigjährigen Krieg musste Hake Saatgetreide erbeten. Zwei Jahre nach dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen lag Kleinmachnow wüst da. Der Adel erhielt den Besitz in Gänze, was Kleinmachnow zum Gut Kleinmachnow machte. Außer den Hakes wohnte für Jahre keine Menschenseele in dem Ort. Die nächste Eintragung ist im Jahr 1695, als man die Mühle wieder aufbaute. Erst 1734 zählte man mehr als 100 Einwohnende.
Ab 1357 unterstand das Land von Kleinmachnow mit der Zollstation und der Mühle dem Adel von Löwenberg. Danach übernahm der Münzmeister Thile Brügge den Besitz. Brügge war seit 1354 Schultheiß, also Stadtverwalter und Richter von Berlin und Cölln. Ab 1361 war er auch Stadtvogt von Berlin. In erster Linie war er der Münzmeister des Berliner Markgrafen. Das Amt des Schulzen verkaufte er an die Stadträte von Berlin und Cölln und erhielt das Gut Reinickendorf als Lehen. Er war einer der reichsten Menschen dieser Zeit in der Mark Brandenburg und verkaufte das Gut Kleinmachnow 1394 an den Adel von Quast.
Die Mühle erwarben die Herren von Hake, die den Ort bis zur Aufklärung ihr Eigen nannten, bereits um 1400. Sie erhielten das Lehen von Kleinmachnow und Stahnsdorf im Jahr 1435. Die Gebrüder Otto und Heinrich von Hake aus Lebus waren die ersten Junker des Hake’schen Guts Kleinmachnow.
Möglicherweise erbauten die Herren von Hake die Burg in Steinform im 16. Jahrhundert. Im Jahr 2012 fand man Grundmauern aus der Zeit. Die Burg wurde an derselben Stelle errichtet, wo auch die Holzburg stand und war älter als bisher angenommen. Von der alten Hakeburg gibt es noch Bilder. So bestand sie im 19. Jahrhundert aus einem Turm, der das zweigeschossige Gebäude um etwa das Doppelte überragte. Das Dachgeschoss stellte die dritte Etage. Prägend war das achteckige Haubendach des achteckigen Turms. Auf dem Turm saß ein Morgenstern, wobei unklar ist, wann diese Turmspitze aufgesetzt wurde. Möglicherweise erst während des Ersten Weltkriegs. Diese Turmspitze wurde beim Abriss von einem Paar gefunden und bis zur Wende aufbewahrt. Heute ist sie in den Händen des Heimatvereins Kleinmachnow.
Sie stand halb auf der heutigen Straße hinter der Mühle. Einige Mauerreste sind noch zu sehen, wenn auch hinter Zäunen. Reste der alten Mühle sind im Fundament verbaut. Neben dem alten Burgstall stand von 1803 bis zum Zweiten Weltkrieg ein Herrenhaus, das der Lehrer von Schinkel, David Gilly, im Stil des Neobarocks und Klassizismus ausführte. Dazu gab es einen Garten, der mutmaßlich von David Garmatter angelegt wurde.
Zuvor tobte ein Erbrechtsstreit im Hause Hake: Als Ernst Ludwig von Hake im Jahr 1748 starb, hinterließ er keinen Erben aus der Linie Kleinmachnow. 35 Jahre dauerte der Zwist um das Gut Kleinmachnow. Die Lösung war eine Teilung in fünf Gebiete. Die Linie aus Flatow erhielt den Zuschlag für Kleinmachnow, das damals Klein-Machnow geschrieben wurde, und Stahnsdorf. Die Wiedervereinigung des Besitzes erwirkte Dietloff Heinrich von Hake im 18. Jahrhundert.
Neue Zeiten kündigten sich an. Erst die Französische Revolution, dann der Sieg Napoleons. Zwar konnte die französische Dominanz in der Schlacht von Großbeeren gebrochen werden, aber der alte Adel hatte das Muffensausen unter den Talaren. Nach Jahren der Belagerung durch die Grande Armée war auch der Adel von Hake nicht mehr gut beisammen. Die Verpachtung der Mühle 1835 lag an dem Schuldenberg derer von Hake. Dennoch bekam die Mühle 1856 einen neogotischen Rausputz.
Doch die Zeiten änderten sich auch in Sachen Technik. 1862 erhielt die Mühle eine Dampfmaschine, wenn auch nur für zwei Jahre. Kleinmachnows Häuser wurden von Fontane als ärmlich beschrieben, aber das war ja der Chic der Romantik.
Eine epochale Veränderung brachte der Bau des Teltowkanals 1906 mit sich. Mit der Gemeinde und ihren Einwohnenden ging es aufwärts. Die neue Hakeburg auf dem Seeberg wird 1906 bis 1908 gebaut. Den Auftrag vergab Dietloff von Hake und finanzierte den Bau durch den Verkauf von Land. Georg und Dieloff verkauften 1895 Hunderte Morgen Land an den Königlich-Preußischen Baurat Carl Gérard und 1904 an die Zehlendorf-Kleinmachnower Terrain-AG. Auf dem erschlossenem Areal wurden Villen erbaut, wie auch in den umliegenden Gemeinden in Berlin.
Mit dem Bau der Schleuse wurde Kleinmachnow ein Ort für Ausflüge und Tourismus. Die Mühle wurde zwar ab 1905 nicht mehr gebraucht, aber das Land mit der Grenze zu Groß-Berlin steigerte ab 1920 seinen Wert. Die Verkäufe verliefen zunächst nicht erfolgreich, was der schlechten Verkehrsanbindung geschuldet war. Hinzu kam die Not des Ersten Weltkriegs. Doch auch wegen der Friedhofsbahn seit 1913 ziehen immer mehr Leute in die grüne Vorstadt.
Kleinmachnow sollte ebenfalls Teil von Groß-Berlin werden, doch die Menschen wehrten sich erfolgreich dagegen, obwohl es dieselbe Postleitzahl und dieselbe Vorwahl wie Berlin hatte.
Doch mit Groß-Berlin 1920 endete auch der Gutsbezirk von Kleinmachnow. Es war nun kein Rittergut mehr. Und wieder stieg die Zahl der Neusiedlungen an. Der Wunsch vom Haus im Grünen machte Kleinmachnow größer. Der Duellpfuhl ist ein namentlicher Hinweis der großen Profite der Baubranche. Zu den Landkäufern zählte 1927 auch Adolf Sommerfeld, dessen Vertreibung durch die Nazis später viele Gerichte beschäftigen wird. Im beginnenden 20. Jahrhundert verzehnfacht sich die Zahl der Kleinmachnowerinnen und Kleinmachnower.
Im Jahr 1937 ist der Adel von Hake dem Bankrott nahe und verkauft die Hakeburg auf dem Berg an die Reichspost, wo sich der Postminister seinen Wohnsitz einrichtete. Er war ab 1933 ein ranghoher Vertreter des faschistischen NS-Regimes. Die Abgelegenheit und Nähe zu Berlin machte Kleinmachnow zu einer Stätte für geheime Forschungen. Konkret ging es um Hochfrequenztechnik, Übertragungstechniken und Elektromagnetismus im Hochfrequenzbereich. Infos dazu gibt das Industriemuseum Teltow.
Während des Zweiten Weltkriegs war Kleinmachnow nicht nur Forschungszentrum, sondern auch Rüstungsproduktionsstätte. Im Auftrag von Bosch produzierte man Flugzeugmotoren und bediente sich dabei der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen. Vor allem polnische Gefangene mussten unter diesen Bedingungen leiden. Viele starben noch kurz vor Kriegsende auf einem dieser unsäglichen Todesmärsche.
Die Bomben, die ab 1943 fielen, verschonten Kleinmachnow keineswegs. Weite Teile des Ritterguts wurden zerstört. Im April 1945 überquerten sowjetische Truppen den Teltowkanal und eroberten das Gebiet. Die von Hake wurden enteignet. Fünf Jahre später, im Jahr 1950, wurden die zerbombten Überreste des Ritterguts abgerissen. Nur das Medusentor und die Neue Hakeburg auf dem Seeberg haben die Gegenwart erreicht.
Abermals war die Position, jetzt an der innerdeutschen Grenze, bestimmend für Kleinmachnow. In direkter Nachbarschaft zum Klassenfeind gab es einige Versuche des illegalen Grenzübergangs. Manche waren erfolgreich, andere endeten blutig.
Die Nähe zur Grenze machte das DDR-Regime nervös, wozu sich auch eine geringe Parteimitgliederschaft im Ort gesellte. Die Dichte an Villen verdeutlichte die Situation.
Die Menschen von Kleinmachnow waren mit der Grenzsituation und den verkehrstechnischen Folgen so stark beeinträchtigt, dass man eine Resolution an die Regierung respektive Otto Grotewohl formulierte. Im Zentrum der Partei, dem ZK, betrachtete man dies als Provokationen und erließ Urteile gegen Bürger der Stadt. Nach dem Schauprozess von 1953 verschwanden beispielsweise der ehemalige Bürgermeister Fritz Rosenbaum und andere wegen vermeintlicher Wirtschaftsverbrechen oder Sabotage.
Nach dem Bau der Mauer gab es starke Beschränkungen im Zugang nach Kleinmachnow. Passierscheine wurden benötigt, um der Grenze so nah zu kommen. Das führte zu absurden Situationen wie jene, die mir erzählt wurde: Bei einer Geburtstagsparty wurden einige Gäste wegen des fehlenden Passierscheins nicht vorgelassen, sodass man einen Tisch dahinstellte, bis wohin die Gäste kamen.
Auch der Grenzübergang Drewitz spricht Bände über die Kontrollwut und Ängste eines diktatorischen Regimes. Doch der Unmut der Menschen in Kleinmachnow blieb bestehen und das Regime versuchte mit der Öffnung der Hakeburg etwas Frieden zu stiften. Das Konzept eines Intelligenzclubs mit Namen Joliot-Curie fand jedoch kaum Zuspruch.
Durch die Annäherungspolitik unter Kanzler Brand wurde der Teltowkanal 1971 wieder befahrbar und zehn Jahre später eröffnete ein Grenzübergang am Teltowkanal. Drei Jahre später wurde aus der Hakeburg eine Kaderschmiede des SED-Nachwuchs. Ab 1979 wurde die Hakeburg zum Gästehaus für Staatsgäste wie den Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat, den Revolutionsführer von Kuba Fidel Castro oder die sowjetischen Staatsführer Nikita Chruschtschow und Michail Gorbatschow.
Nach dem Ende der DDR wurde in Kleinmachnow, wie an vielen Orten in Ost-Deutschland geklagt. Es ging um vergangenes Unrecht der DDR und der Nazi-Herrschaft. Besonders die Enteignung der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit beschäftigte die Gerichte. Aber in Kleinmachnow wurden besonders viele Ansprüche gestellt und das oberste Prinzip war die Rückgabe. In Kleinmachnow gab es Forderungen, die über 50 Prozent des Wohnraums betrafen.
Derart gründeten sich der erste Mieterverein Brandenburgs und die Partei Kleinmachnower Bürger gegen Vertreibung, die mit einem 25-prozentigen Stimmenanteil aus der Wahl hervorging. Sie erwirkten finanzielle Mittel für Grundstücksneukauf und Neubau. Das Gelände dafür hat die Gemeinde nördlich des Teltowkanals und südlich des Stolper Wegs bereitgestellt und günstig abgegeben.
Das Gerangel um die Immobilien und die Frage der Rückgabe ist bis heute nicht vollständig abgehandelt. Rund 1.000 Immobilien zuvorderst im Bereich der Sommerfeld-Siedlungen bleiben ein Zankapfel der immobilen Begehrlichkeiten. Tatsächlich ist es der größte Rechtsstreit bezüglich der Vermögenswerte in Deutschland.
Der Name Sommerfeld rührt von dem einstigen Landkäufer Adolf Sommerfeld her, der als jüdischer Mitbürger 1933 von den Nazi-Schergen in seinem Haus beschossen wurde. Das war wohl der Anlass für seine Auswanderung, von der er 1945 zurückkam. Die Bauprojekte wurden ohne Sommerfeld und ohne Entschädigung vollendet. Ab 1997 übernahm ein Anwalt die Ansprüche der ehemaligen jüdischen Eigentümer*innen. Seither gab es einzelne Urteile, aber nicht alle Immobilien sind rechtlich behandelt worden.
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