Seine Lage am See in einem Wald machte es auch zu einem Drehort für beispielsweise ‚Edgar Wallace: Die blaue Hand‘. Heute ist es ein Ort der Kunst mit vielen Bildern der Familie Cranach. Das Schloss, das seinen Ursprung in der Reformationszeit hat, verfügt über den einzigen Saal im Stil der Renaissance der Stadt Berlin. Es ist ein Jagdschloss und so mutet es fast natürlich an, dass sich auch dafür Ausstellungsstücke vorfinden.
Werfen wir zunächst einen Blick auf den Auftraggeber des Jagdschlosses Grunewald. Das Jagen war in jenen Tagen der bevorzugte Sport des herrschenden Adels. Auch der brandenburgische Kurfürst pflegte die durchaus kostspielige Jagd und errichtete in vielen Ecken Brandenburgs solche Jagdschlösser. Manche waren umgebaute Fachwerkhäuser, das Jagdschloss Grunewald entstand aber im Stil der neuen Zeit: die Renaissance.
Der Kurfürst war ein Playboy. Er förderte die Kunst und seine Lebensführung war umstritten. Ihm wurde zur Last gelegt, dass er zu viel im ‚holze‘ liege, also zu viel auf der Jagd wäre. Die Jagd war sein Hobby, aber er war wohl auch ein Schürzenjäger. Er fuhr mit einem Schlitten im Winter 1570 nach Spandau und ließ sich bürgerliche Frauen vorführen. Als seine Frau, Hedwig von Polen, eine Gehbehinderung erlitt, nahm er sich eine Geliebte, mit der er ungeniert und offen zusammenlebte. Mit Anna Dietrich konnte er auch zusammen auf die Jagd gehen, seine Gemahlin hingegen stieg nicht mehr aufs Pferd. Auch beklagte sich der Kurfürst über die erschwerten Liebesdinge mit seiner Frau. Mit seiner inoffiziellen Partnerin zeugte er sogar in den Adelsstand erhobene Nachkommen.
1532 gewann er gegen die Türken und nahm in Anlehnung an den Heerführer von Troja den Beinamen Hector an. Doch das Glück in Kriegsdingen verließ ihn noch im selben Jahr. Mit einem 60.000 Mann starken Heer gelang es ihm 1542 nicht, die Stadt Pest (heute ein Teil von Budapest) einzunehmen. Unter seinen Soldaten brach das Fleckfieber aus und er zog ab. Ein weiterer Versuch scheiterte wenig rühmlich für seine Zeit, sodass sein hochtrabend gewählter Beiname Hector nun einen eher lächerlichen Beigeschmack erhielt.
Er war ein extravaganter Kurfürst und ein Casanova, so wurde das Geld bald knapp. Eine gute Geldquelle waren jüdische Familien, denn sie mussten höhere Steuern zahlen. Deshalb erlaubte er den Zuzug von Menschen jüdischen Glaubens nach Brandenburg. Neben der opulenten Hofführung, den vielen Prachtbauten und der aufwendigen Lebensführung verschlangen auch das Jagdschloss Grunewald und der Dammweg zum Berliner Schloss exorbitante Summen. Der Dammweg, den der Kurfürst anlegen ließ, wurde nach ihm benannt: Kurfürstendamm. Zwei Jahre nach dem Bau des Schlosses war der Kurfürst mit einer Million Gulden in der Kreide.
Die Entdeckung der ‚Neuen Welt‘, die Reformation – es war eine neue Zeit. Es war die Wiedergeburt der Antike, die Renaissance. In diesem Stil wurde auch das Jagdschloss Grunewald ursprünglich gebaut. Von all den Bauten des Kurfürsten Joachim II. Hector ist nur noch das Jagdschloss Grunewald im Jagen 11 übrig. Damals war der Sitz des Kurfürsten noch in ‚Cölln‘ und der Grunewald hieß ‚Teltower Heide‘.
Jagen und Bauen waren die Zeitvertreibe des Adels in jenen Tagen. So kaufte der Kurfürst das Land am damals noch größeren und 2,80 Meter tieferen Grunewaldsee von der Familie von Spiel ab. Der Plan sah dort ein Wasserschloss mit den Maßen acht Meter auf 21 Meter vor. Am 7. März 1542 begannen die Bauarbeiten. Der Name war wohl schnell gefunden: Es sollte zum ‚Grünen Wald‘ heißen, woraus sich allmählich Grunewald entwickelte. Das Schloss gab dem Wald seinen Namen.
Das Schloss bot sicherlich einige Pracht auf. Doch nicht mal ein Bild zeugt heute noch davon. Es gibt einen Grundriss des Baus, woraufhin 1936 Albert Geyer eine Zeichnung des Schlosses nach seinen Einschätzungen anfertigte. Das Schloss war zunächst offenbar von einem Graben umgeben, dessen Wasser aus dem heutigen Grunewaldsee kam. Ein Graben mündete seinerzeit am Wirtshaus Paulsborn, wodurch das Baumaterial vom Wannsee kommend in den Grunewald verschifft wurde. Der Graben um das ursprüngliche Wasserschloss wurde im Jahr 1709 eingeebnet. Dazu später noch mehr.
Die ersten Umbauarbeiten am Schloss hielten bereits 1571 Einzug, als der Sohn des Auftraggebers Kurfürst Johann Georg an der Macht war. Dem Areal wurden zwei Turme hinzugefügt. Den Bauauftrag übernahm Graf Rochus von Lynar. Es wurden weitere Nebengebäude in U-Form angelegt, ein runder Turm in der Mitte hochgezogen und eine Wehrmauer etabliert, deren Passage durch das Tor samt Torhaus gelang. Zum See hin wurden die Stallungen aufgebaut. Es trat bereits die preußische Militaria hervor, denn das Jagdschloss erhielt eine Wehrertüchtigung, die aber keine militärische Bedeutung hatte. Es sollte nur einen militärischen Chic erhalten, wie der begehbare Wehrgang.
Da man im 18. Jahrhundert die Baureste zur Einebnung des Grabens nutzte, konnte man diese ausgraben und daraus Teile des Renaissancebaus rekonstruieren. Damals hatte die Herrschaftsstätte nur zwei, statt der drei heutigen Etagen. Zum See hin waren dreigeschossigen Eckflügel gelegen. An der Vorderseite ragte ein achteckiger Treppenturm empor. Die anderen Gebäude erreichten lediglich eine Stockwerkshöhe. Es gab Erker und runde Scheiben ließen Licht in die Gebäude fallen.
Aus dieser Zeit sind beispielsweise noch der vorstehende Eingangsbereich des Haupthauses und der Giebel des Hausdachs am Eingangsbau vorhanden. Wer die Baumeister waren, ist nicht gesichert. Vermutlich war Caspar Theiss einer der Architekten. Von ihm berichtet eine Inschrift auf einem Relief, welches aber schon an Eindeutigkeit eingebüßt hat.
Ab dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts wurde es ruhig um das Jagdschloss. Erst fast 100 Jahre später wurden an dem inzwischen recht baufällig gewordenen Schloss wieder Reparaturen vorgenommen. Doch man machte nur das Nötigste. Offenbar wurde das Anwesen nicht mehr genutzt. Das änderte sich erst wieder mit dem König von Preußen, Friedrich I. Im Jahr 1705 wurden die Dächer saniert, das Haupthaus um eine Etage erhöht und andere Gebäude wurden abgerissen. Die Sanierungen erfolgen im Stil der Zeit und das war der Barock. Die Bauaufsicht hatte Johann Heinrich Behr inne. Der Graben wurde, wie erwähnt, zugeschüttet, der Hof wurde gepflastert und man errichtete Angelhäuschen am See.
Vor allem aber wurde innen gewerkelt. Für große Jagdgesellschaften wurden Schlafgemächer geschaffen. Auch die repräsentativen Zimmer wurden verändert. Die Schwarz-Weiß-Farben an der Decke und das Bodenrot der Renaissance wichen einer verzierten Stuckdecke. Dafür wurde eine Heizung eingebaut und es ergab sich eine Besonderheit: Die Hofstube wurde im Erdgeschoss eingebaut. Es wurden neue Zimmer eingezogen. Der heutige Renaissance-Raum wurde übrigens in den 1970er Jahren wiederhergestellt.
Doch die nachfolgenden Herrscher interessieren sich kaum noch für das Jagdschloss Grunewald. Dennoch führte man einige Umbauarbeiten durch und hielt das Schloss in Schuss.
Trotz der wiedergekehrten Mode des Jagens verbrachte Friedrich Wilhelm I. (der Vater vom Alten Fritz) kaum Zeit auf dem Jagdschloss im Grunewald. Er vertrieb sich die Jagdzeit bei Königs Wusterhausen. Der Alte Fritz übernahm 1740 die Regierungsgeschäfte. Die Jagd war ihm kein Vergnügen und das Inventar des Jagdschlosses wurde eingelagert, wofür man den Stall erweitern musste. In den nächsten Jahren blieb die Unterbringung der Quadriga im Jahr 1814 das Highlight des Jagdschlosses.
Ab 1820 kam die Jagd als Zeitvertreib der Herrscher zurück. Es erschienen internationale Adelige wie der russische Zar zur Jagd und das Jagdschloss wurde wieder genutzt. Es war auch der Schauplatz adeliger Ausschweifungen beim Kotze-Sexskandal 1891. Und es wurde Zeit, dass die Berlinerinnen und Berliner sich den Grunewald als Erholungsraum erschlossen. 1907 war die Jagd beendet. Dennoch ließ Kaiser Wilhelm II., der den Ersten Weltkrieg mit anstieß, das Jagdschloss sanieren. Es erhielt damals auch eine gelbe Farbe, die man später wieder überstrich.
Nach dem sinnlosen Gemetzel des Ersten Weltkriegs wurde auch in Preußen der Adel abgesetzt. Die Schlösser und Adelssitze der Herrscher wurden eingezogen und sind heute in der Hand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Im Jahr 1932 entstand ein Museum in den Räumen des Jagdschlosses.
Die Bomben des Zweiten Weltkriegs sparten das Schloss am Grunewaldsee aus. Lediglich Einschusslöcher gab es, als es zu Kampfhandlungen kam. Die ersten Befreier waren sowjetische Soldaten, die die Kriegswirren offenbar ausnutzten, um einige Bilder zu entwenden. Später wurden die Kunstwerke teilweise zurückgegeben. Schon 1949 eröffnete in den Räumlichkeiten des früheren Jagdschlosses Grunewald Berlins erstes Kunstmuseum nach der Diktatur. Der Sammlung wurden weitere Werke hinzugefügt. Heute beheimatet es auch die größte Sammlung von Cranach-Werken, nicht nur von dem Älteren, sondern auch von dessen Sohn. Dazu zählt auch ein Altarbild aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Weitere Bilder von Lucas Cranach dem Älteren machen diese Sammlung so einzigartig. Insgesamt sind es 30 Werke aus der Werkstatt der Cranach-Familie, die sich im Schloss finden.
Und es ist ein Jagdmuseum, das auch alte Waffen zeigt. Und selbstverständlich gibt es etliche Trophäen zu sehen, die mit den Waffen geschossen wurden. Seien es alte Gewehre oder auch Armbrüste. Neben der Bildenden Kunst hat auch die Musik und das Bühnenleben einen Platz im Kulturhaus Jagdschloss Grunewald. Vor allem Kinderherzen schlagen bei den Theatervorstellungen höher. Nicht zu vergessen ist der alljährliche Weihnachtsmarkt, der nicht nur ob der idyllischen Lage und dem historischen Hintergrund ein Fest der Sinne ist.
1963 wurde es weiß gestrichen, wie es der Originalbau im Barock vorsah. Im Jahr 2009 wurde es nach dreijähriger Renovierung wieder eröffnet. Die Kosten beliefen sich auf 2,7 Millionen Euro.
Rund um den Grunewaldsee, wo sich auch das Schloss befindet, ist heute ein Hundeauslaufgebiet. Vom Parkplatz aus drehen die Leute eine Gassirunde mit ihren Tieren. Das ehemalige Jagdschloss ist dabei ein Hotspot. Ein Besuch des Schlosses lässt sich selbstredend mit der Umrundung des Grunewaldsees verbinden. Aber ohne Hund gehört man da zu einer Minderheit. Auf der anderen Seite des Sees befindet sich ein Trimm-dich-Pfad, der jüngst neu gemacht wurde. Nur 300 Meter jenseits des Hüttenwegs beginnt übrigens das Lange Luch, wo man etwas Spreewald-Feeling tanken kann. Und nur 500 Meter in Richtungen Osten finden Freundinnen und Freunde der Kunst das Brücke-Museum.
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