Vom fraglichen Geburtstag bis zum verzweifelten Ende war Heinrich von Kleist der Underdog im literarischen Vermächtnis der Goethezeit. Aus heutiger Sicht eine Lichtgestalt, dessen Ende Ablehnung und Geldnot besiegelte. Sein Grab liegt unscheinbar am Kleinen Wannsee.

Mit vollem Namen Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist wurde entweder am 10. oder am 18. Oktober des Jahres 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Heinrich Kleist war nach Goethe wohl einer der bedeutendsten Lyriker Deutschlands. Er war klassizistisch-avantgardistischer Romantiker, der abseits der bekannten Literaturpfade wanderte. Seine Werke waren wie sein Leben voller Dramatik.

Woher kam Kleist?

Der kleine Heinrich kommt aus betuchtem Hause und einer großen Familie mit zahlreichen Kontakten zum Militär, Diplomatie, Kapital und Wissenschaft. Als sein Vater, der als Offizier Karriere machte, starb, übernahm der hugenottische Prediger Samuel Heinrich Catel die Erziehung und weckte vermutlich das Interesse für Publizistik. Doch Heinrich wollte es dem Vater gleichtun und sah seine Zukunft beim Militär. Sein erster Einsatz führte ihn 1792 zum Krieg gegen die Republik Frankreich, was die Entscheidung für die preußische Armee in Zweifel stellte. Er stieg bis 1797 zum Leutnant auf und verabschiedete sich zwei Jahre später aus dem Militär. Anschließend brach er ein Physik-Studium ab, das ihn nicht mehr reizte.

Kleists Leben zwischen Romantik und Klassizismus

Heinrich verliebte sich in Wilhelmine von Zenge, deren Familie der Ehelichung nur zustimmen würde, wenn Heinrich im Staatsdienst stände. Er fand dort eine Anstellung im Wirtschaftsministerium, für das er auch als Wirtschaftsspion unterwegs war.

Seine Vorstellung des Lebens überarbeitete Heinrich in der Zeit danach, wobei auch die Lektüre Kants einen Beitrag geleistet hat. Nach einem Paris-Aufenthalt las er Rousseau und wollte ein bäuerliches Landleben fristen. Das lehnte Wilhelmine aber ab, was der Verlobung 1802 einen Abbruch tat. Allmählich begann Heinrich das Schreiben, darunter auch ‚Der zerbrochene Krug‘.

1802 kam es zum Tief in Heinrichs Leben. Er verbrannte ein Manuskript, weil es ihm seiner Meinung nach nicht gelungen war. Ein Jahr später beschloss er der Grande Armee beizutreten, was ihm ausgeredet wurde. Schließlich trat er in Preußens diplomatische Dienste, wo er Kriminalistik in Königsberg studierte. Dort vollendete er einige Werke wie ‚Der zerbrochene Krug‘ und strebte fortan danach, sich ganz dem Schreiben zu widmen.

Kleist-Denkmal Treppe zum Ufer
Kleist-Denkmal Treppe zum Ufer

Wie kam von Kleist nach Berlin?

Kurz im Gefängnis, dann an unterschiedlichen Orten, war Kleist im Angesicht der Armeen Napoleons ein Fan der Einheit Deutschlands geworden. Er zog 1809 nach Berlin. Zusammen mit Dahlmann wollte er eigentlich ein politisches Wochenblatt nach französischem Vorbild herausgeben, doch Österreich kapitulierte gegenüber Napoleon.

In Berlin lernte er die Großen seiner Epoche kennen. Er schrieb weitere Highlights seiner Karriere und produzierte die Berliner Abendblätter. Dabei handelte es sich um eine Lokalzeitung, die auch mit Polizeiberichten wie beispielsweise über die Mordbrenner-Bande aufwartete.

Kleist war ein Nationalist und er verachtete Frankreich und Napoleon. Er war zwar zwei Mal in Paris und wollte sogar in die französische Armee eintreten, doch er sah in Napoleons Frankreich den Feind seiner Nation. Seine Werke zeugen von enttäuschtem Glücksstreben, das auch sein Leben widerspiegelte.

Ablehnungen, Zensur und Geldmangel

Aber immer wieder wurden seine Stücke von den Institutionen jener Tage abgelehnt und auch die Zensur schlug bei Heinrich zu. Er versuchte sich wieder im Beamtendienst, doch auch das missglückte. Er schrieb zwar einiges, doch es reichte nicht zum Leben. Der mittellose Lyriker Heinrich von Kleist klagte in Briefen sein Leid und die Ablehnung.

In seiner Zeit wirkten seine Texte mit Emotionsausbrüchen und den Thematiken unkonventionell. Heinrich von Kleist war ein bisschen der Punk zwischen Romantik und Klassizismus, allerdings eben auch ein Kind seiner Zeit. Sein Umgang mit Förderern, die er nicht selten verprellte, verliehen ihm ein Schmuddel-Image, das ihn Aufträge kostete. Die politische Instrumentalisierung einer rechten Gesinnung wird ihm aber keinesfalls gerecht.

Kleist-Denkmal Wannsee Grabstein Kleist und Vogel
Kleist-Denkmal Wannsee Grabstein Kleist und Vogel

Selbstmord und Begräbnisstätte von Heinrich von Kleist

Am 21. November 1811 fanden sich Heinrich von Kleist und seine Gefährtin Henriette Vogel am Kleinen Wannsee ein, der damals noch Stolper Loch und nicht bei Wannsee, sondern bei Stolpe lag. Die beiden verabredeten dort zu sterben. Ihre Abschiedsbriefe sind der Nachwelt erhalten geblieben. Der Ort des Freitods in der damaligen Machnower Heide lag ab vom Schuss. Es standen noch keine Häuser am See und es verliefen keine Schienen durch den Wald.

Es war ein Donnerstag, als der 34-jährige Heinrich seine geladene Pistole hob und auf die todkranke Henriette schoss, wie es zuvor abgesprochen war. Kurz danach richtete er die Waffe gegen sich selbst. Da ein Selbstmord eine Beerdigung auf einem Kirchhof unmöglich machte, fanden er und seine Begleiterin ihre letzte Ruhestätte an der Stelle, wo deren Grab bis heute steht. Dieses Kirchenrecht ist auch der Grund für den Selbstmörderfriedhof im Grunewald.

Das Denkmal für Kleist ist der Platz des Selbstmords von Kleist und seiner Partnerin. Das Areal war zu der Zeit weniger besiedelt. Im Jahr 1903 wurde ein Park angelegt. Das Grab der beiden wurde über die Jahre mehrfach verändert. Der erste Grabstein von 1848 wurde 1863 ersetzt und mit einem Gitter umfasst, das nicht immer vollständig war.

Der Granitstein wurde anlässlich der Olympischen Spiele 1936 gedreht und die Inschrift vom Dichter Max Ring:

„Er lebte, sang und litt / in trüber, schwerer Zeit. / Er suchte hier den Tod / und fand Unsterblichkeit‘. Matth. 6 V.12“,

wegen des jüdischen Glaubens des Autors entfernt. Dafür brachte man 1941 folgende Worte an: „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein.“ Zuletzt wurde das Grab 2011 neugestaltet. Obwohl es nicht auf dem Waldfriedhof Zehlendorf liegt, ist es ein Ehrengrab der Stadt Berlin.

Wo befindet sich das Grab von Heinrich von Kleist & Henriette Vogel?

Dem Link folgend stößt man auf die gesammelten Briefe und Werke von Heinrich von Kleist.

  • Bismarckstraße 2
  • 14109 Berlin-Wannsee
  • GPS:52.418814995737236, 13.17178200957022

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